Yoga wird gerne mit dem Matra Om in Verbindung gesetzt, das oft am Anfang oder Ende einer Yogapraxis gemeinsam getönt wird.

Ich unterrichte unter anderem auch in einem Fitnessstudio. Mit Kerzen, Räucherstäbchen und meinem kleinen Wanderbuddha bringe ich schon ganz schön viel „Yogaflair“ mit in die Mukkibude. Das Om habe ich mir bislang verkniffen.

Bis auf neulich, da habe ich es einfach mal ausprobiert. Und mir hinterher gedacht: „Okay, das war vielleicht doch etwas too much …“.

Am Ende der nächsten Stunde fragte eine meiner Yogaschülernnen „Heute kein Om?“, worauf eine neue Teilnehmerin dann erwiderte, dass das Om doch wohl zum Yoga dazu gehöre.

Und diese Worte haben mich etwas begleitet. Gehört das Om zu einer „vollständigen“ bzw. „vollwertigen“ Yogapraxis dazu?

Ich meine Nein!

Ich persönlich töne gerne mal das Om und auch andere Mantren, es ist für mich aber kein Muss.

In einem Yogastudio, wo es gerne etwas „heiliger“ zugeht, mag das auch bei immer unterschiedlichen Gruppen Gang und Gebe sein, aber in einem Fitnessstudio finde ich persönlich das Om eher unangebracht. Warum? Es herrscht hier oft „Durchgangsverkehr“ – sprich: ich habe immer wieder neue Menschen da sitzen, die mit Yoga noch nichts am Hut hatten und es gerne mal kennenlernen wollen. Jede Woche sieht die Gruppe anders aus. Auch wenn ich hier viele Teilnehmer habe, die mittlerweile sehr regelmäßig kommen – die „Gruppenzusammensetzung“ ist jedes Mal ein kleines oder großes „Überraschungsei“ für mich 😉 …

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es viele Menschen abschreckt, wenn es in einer Yogastunde zu spirituell und zu „heilig“ zugeht. Meine erste Begegnung mit Yoga war garnicht mal sooo heilig, aber das bisschen hat mir schon gereicht, um zu sagen „Grüßt ihr mal hier die Sonne, ich lasse sie mir lieber draußen auf den Pelz scheinen …“

Und es hat wirklich Jahre gedauert, bis ich den zweiten Anlauf gewagt habe. Mittlerweile mag ich es spirituell und kann mich wunderbar darauf einlassen. Und auch das „Om“, über das ich mich früher wirklich lustig gemacht habe“, empfinde ich mittlerweile aus Bereicherung.

Daher unterrichte ich am liebsten in kleinen, privaten und vor allem beständigen Gruppen. Hier kann ich mich viel besser auf die Bedürfnisse der Einzelnen einrichten, denn am Ende zählt für mich, dass meine Schüler eine schöne und für sie bereichernde, runde Yogapraxis hatten – egal ob mit oder ohne Om.

Daher halte ich es künftig wie folgt: ich werde auf das Om im Fitnessstudio bewusst verzichten, denn in diesem Rahmen fühle ich mich selbst damit nicht wohl.

Und genau das ist für mich das oberste Gebot: um etwas authentisch und ehrlich weitergeben zu können, muss ich mich damit selber pudelwohl damit fühlen. Und das tue ich im Fitnessstudio nicht. Da komme ich mir vor wie in einem adretten Kostümchen auf einer legeren Party. Auch wenn das meine Stimmung nicht beeinflussen würde – in fetziger Jeans tanzt es sich hier doch besser ;-).

Freue mich über eure Meinungen!

Namaste!

Kerstin