Gedanken zu den Terroranschlägen in Paris

Eben war alles noch recht friedlich, zumindest in Paris und plötzlich knallt´s! Einmal, zweimal, viele Male. An einem Freitag, den 13. lässt eine grausame Serie von Attentaten diese Nacht pechschwarz werden. Viele unschuldige Menschen verlieren ihr Leben – die Angehörigen, eine Stadt, ein Land ja die ganze Welt ist fassungslos.

Rasant geht das Geschehen durch die Presse und durch die Social-Media-Kanäle – Paris ist in aller Munde.

Auch ich bin fassungslos und tieftraurig. Kann es nicht verstehen. Kann soviel nicht verstehen.

Doch auch wenn jetzt alle Augen auf Paris gerichtet sind, sollten wir uns nicht davor verschließen, dass unsere Aufmerksamkeit jetzt auch genau dahin gelenkt wird. Überall auf der Welt gibt es Leid – großes und kleineres Leid und nur weniges davon bekommen wir überhaupt mit.

Aber jetzt sind eben alle in Paris.

In den vielen Kommentaren und Berichten lese ich soviel von blinder Wut, von Hass, von Kampfansagen. Und von panischer Angst.

Im ersten Augenblick verständlich, nur werden wir den Hass in dieser Welt niemals durch Hass zum Schweigen bringen. Hass hört ganz allein durch Liebe auf (Buddha).

Den Schmerz kann den Angehörigen und uns allen Niemand nehmen, aber Hass führt nur zu eins: zu einem nie enden wollenden Leiden.

Am Freitag kurz vor dem Attentaten spielte mir mein Mann den alten Song „Kinder“ von Liedermacherin Bettina Wegener vor. Ein sehr berührendes Lied, dass mir gestern direkt wieder in den Sinn kam.

Wieviel Leid mussten die (Selbstmord-)attentäter im Laufe ihres Leben erfahren haben, dass ihr Verstand derart manipuliert werden konnte. Wie viele Schläge und Tritte – mental und körperlich – haben sie erfahren müssen, um so tief zu sinken? Ihr Rückgrat war zerbrochen – sie waren derart konditioniert und sie haben sich in ihrem Hass verrannt – keinen andere Ausweg mehr gesehen.

Ich möchte diese und all die vielen anderen schlimmen Taten, die durch blinden Hass soviel Leid verursachen, nicht entschuldigen oder schönreden, aber diese flüchtigen Gedanken kommen mir einfach gerade …

Wir werden verletzt und verletzten dadurch bewusst oder meist eher unbewusst weiter – im Großen wie im Kleinen. Die Identifikation mit den Gedanken hat uns oft völlig im Griff.

Sobald wir uns durch irgendetwas angegriffen oder gekränkt fühlen, ziehen wir uns entweder zurück oder „schlagen“ zu.
Unterdrücken die dadurch hervor gerufenen Gefühle oder leben sie völlig unkontrolliert aus.

Das liegt daran, dass sich die meisten Menschen mit ihrem Verstand identifizieren.

Der über Jahre kontinuierlich manipulierte und konditionierte Verstand hat die Oberhand übernommen, wenn wir uns vollkommen in ihm verlieren. Dann sind wir nichts weiter als die Marionetten des Geistes.

Und kommen jetzt mehrere verletzte Seelen zusammen, die in ihrem Verstand gefangen sind und sich gegenseitig aufpuschen, dann passiert sowas wie in Paris. Und so etwas kann schnell der Anfang einer „Welle“ sein.

Ich weine, denn es schmerzt. Es schmerzt zu sehen, was gerade in dieser Welt geschieht. Nicht nur in Paris – überall herrscht viel Leid und viele unschuldige Menschen werden missbraucht, gefoltert und getötet. Es schmerzt sehr. Es schmerzt auch sehr zu sehen, wie Ottonormalverbraucher wie eine träge Herde Kühe hier maximal kurz aufschaut, um dann gemütlich weiterzugrasen. Ich lasse ihn einfach zu, diesen tiefen Schmerz. Denn wie ich die Geschichten, die mir mein Verstand erzählt, wenn ich die Gedanken dazu weiter verfolge, dann wird es „gefährlich“, denn dann kommt schon sowas wie Wut, wie Machtlosigkeit, Ohnmacht dabei heraus. Vielleicht aus Angst. Und wenn ich diese Gedanken dann weiterverfolgen würde, dann ist nicht auszuschließen, dass aus der Wut blinde Wut und am Ende sogar Hass entsteht – gefährliche Gefühle und böse Gedanken, aus denen ich nicht mehr rauskommen würde.

Sollte mein Verstand also anfangen, mir irgendwelche Geschichten immer und immer wieder erzählen zu wollen, schalte ich auf Durchzug. Ich nehme kurz wahr, welche Gedanken welche Gefühle auslösen, spüre da hinein und lasse sie wieder ziehen. Schalte ein anderes Programm ein und finde zurück zu meinem inneren Frieden, der mir erlaubt, klar zu sehen und entsprechend zu handeln.

Wenn die Tränen versiegt sind und der Schmerz abklingt, dann stehe ich auf und werde zusehen, wo ich gebraucht werde. Wo ich meine Hand reichen kann. Ich werde friedvoll und mutig nach vorne blicken, denn ich glaube an die Liebe und an dieses Spiel, das wir Leben nennen.

Namaste!

Kerstin